Wednesday, October 12, 2011

Oh, weh. O-E.

Mit Anthropologie ist nichts zu machen. 
Aus Anthropologen werden Arbeitslose. 
Am Fachbereich 03 sind alle faul und niemals anwesend.

10.00 Uhr am Marktplatz:
 Regen und Alkohol
Es ist tatsächlich ein hartes Schicksal, einen Studiengang zu studieren, den die wenigsten buchstabieren können und die meisten für unnötig halten. Verlassen wir Ethnologen und Anthropologen unsere Institute, stoßen wir auf eine Welt des Unverständlichen, auf Fragen von Menschen, die etwas studieren, mit dem sie später auch noch Geld verdienen.

Um zahlreichen Umschulungen und Fachlichkeitsbehauptungen (und blöden Sprüchen) in späterer Zukunft aus dem Wege zu gehen, nahm ich mir die Freiheit, meine eigene Fachlichkeit zu erweiteren; anhand eines zweiten Studienganges. 
Ja, ein zweiter Studiengang, - kein Wechsel, das sei doch noch einmal betont.
An dieser Stelle reagieren viele beinahe empört. 
Ob das denn möglich sei.
Ob es nötig sei, fragt niemand.
Nun, einen zweiten Bachelor parallel abzuschließen, ist für Studierende des Fachbereich 03 nichts Ungewöhnliches. 

Und so kommt es, dass es auch in diesem Wintersemester 2011 / 2012 eine Einführungswoche für mich gibt; eine Woche, in der getanzt und getrunken wird, in der man sich kennen lernt und eine Idee von dem bekommt, was schon bald das Leben füllt.
Vielleicht. 
Um 10.00 Uhr am Montagmorgen ist der Hörsaal 01H01 der Philosophischen Fakultät voll von Studierenden der Bachelor Deutsche Sprache und Literatur, Germanistik, Medienwissenschaften und Sprache und Kommunikation.
Einen Platz haben die wenigsten, denn die Sitze sind hier tatsächlich in der Unterzahl; es dauert, bis die Fachschaft sich das Wort verschafft. Ein kurzer Einstufungstest soll die Stimmung heben, doch es ist stickig und der Scherz wird nicht verstanden; darüber kann auch der architektonisch einmalige Charme der Phil Fak nicht hinweg täuschen. 

Etwas später an diesem Tag und an einem anderen Ort, sieht all dies schon anders aus; mit knapp neunzig weiteren aufgeregten Erstis sitze ich in einem Marburger Kaffee und erlebe, wie sich mein Alter bemerkbar macht, - bzw. mich bemerkbar macht.
Barbara, schallt es über den Tisch, und ich brauche Zeit, bis ich die dazugehörige Person geortet habe. Barbara, wann hast du Abitur gemacht? Du hast doch bestimmt ein FSJ gemacht, oder zwei …?
Festung des Geistes: unverwüstlich
trotzt die Phil Fak dem Wetter
Dass mir derart groß 22 auf der Stirn steht, während mein Umfeld zarte 18 Jahre zählt und gerade frisch von der Schule kommt, war mir nicht so sehr bewusst. 
Ich muss mich erklären, warum ich immer noch hier bin, warum ich nun auch noch Sprache und Kommunikation studiere. Und mit der Zeit und mit den Gläsern werde ich immer mehr zum Veteran, der aus einem vergangenen Leben berichtet, der weiß, wo man hier was trinken kann, der Erfahrungen von sich gibt und Semester vorkaut. Ich erzähle Menschen aus Köln und Berlin, dass Marburg gar nicht so klein ist, beruhige Menschen aus München, dass das Wetter gar nicht so schlecht ist, hier in Marburg, wo sich in diesen Tagen Regen und Nebel sammeln. 
Um zehn beschließe ich, nach Hause zu gehen, denn dann wird es Zeit für Menschen meines Alters. 

Ein wenig skeptisch bin ich; ob es das richtige ist. Ob ich wirklich so alt aussehe. Und ob ich nicht übertreibe.  

1 comment:

  1. Man kann ja immernoch auf das Glück hoffen ;)
    Ich studiere in Marburg Geschichte, bin 23 und im nächsten Jahr fertig..
    Eigentlich dachte ich auch: Es macht Spaß, aber hfftl fragt dich niemand, was du damit machen willst.. weil ichs selbst nicht so genau wusste.. Und jetzt hat sich mir durch ein Praktikum die Möglichkeit erschlossen, eine Ausbildung zur Diplomarchivarin zu machen -> verbeamtet.. *-*
    Wenn das klappt, wäre es ein Traum..
    Ich glaube, man stolpert oft ganz unvermutet in Sparten, die einen weiter bringen, wenn man nur offen ist und auch mal was Neues ausprobiert..
    Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen..
    Und 22 ist nicht alt, nicht im Mindesten ;)

    ReplyDelete