Tuesday, November 8, 2011

Der Marburgblues

Manchmal geschieht er; der Marburgblues.
Wenn die Stadt zu klein wird und die Oberstadt klaustrophobische Züge annimmt; wenn man plötzlich glaubt, zu wissen, dass man diesen Ort nie wieder verlassen wird und Gefahr läuft, sich zu verlieren; wenn all die Schönheit nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass November ist, dass anderswo jetzt Sommer ist. 
Wenn kein Bedarf besteht, verwunschenen Gassen zu folgen und der Höhepunkt des Tages eine heiße Schokolade ist. Wenn man mit einem Male begreift, was es bedeutet, nicht in Berlin zu sein, und dass das einzig Mondäne hier der Komplex des Cineplex ist.
Wenn jeden Tag Sonntag ist, aber kein Tatort kommt. 

Wenn Frankfurt zu weit weg liegt und nichts am Bahnhof nach Aufbruch aussieht.
Wohin man auch blickt: überall Blues. 
Wenn zwei Studiengänge nicht genug sind, um einen Job zu bekommen.

An einem Montag im November, wenn man plötzlich bemerkt, dass die Bäume ihre Blätter verloren haben und man sich fragt, wann genau es geschah.
An einem Freitag um halb elf, wenn das Wochenende beginnt und freie Zeit zur Leere wird.
Im Wintersemester, wenn die gebräunte Sommerhaut langsam verblasst und immer mehr französischem Camembert gleicht.

Und wenn man weiß, dass es vermutlich überall genau so wäre, dass der Blues überall geschieht, und doch mit der Trotzigkeit eines Kindes darauf besteht, dass das alles an Marburg liegt.
Denn Marburg ist klein.

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