Thursday, December 15, 2011

Das Sinneskarussell

Wir erschließen die Welt mit unseren Sinnen.
Doch gerade in der Weihnachtszeit werden wir sinnlich überfordert, - so oder so werden wir in dieser Zeit überhaupt überfordert: es sind nur wenige Wochen, die recht überschaubar, doch mit einem Male gefüllt werden mit Weihnachtsfeiern und Einkäufen, mit Referaten, Hausarbeiten, Konzerten, Vorträgen – oder einfach mit der Tatsache, dass bald Weihnachten ist.
Denn eigentlich ist mein Dezember nicht anders als mein Mai oder mein September.
Aber der Stempel „Weihnachten“ lässt uns wahnsinnig werden.
Wir haben noch nicht einmal Zeit, uns über die Schneelosigkeit des Marburger Dezembers 2011 zu wundern.

Der Weihnachtsmarkt:
Ein Ort der Reizüberflutung
Vom Sommer verwöhnt, klagen wir über die eine Hälfte des Tages, die in kompletter Dunkelheit verschwindet, und über die andere, die viel zu früh beginnt und aufhört.
Der Tag hat nach wie vor 24 Stunden, aber wo sie geblieben sind, bleibt fraglich. 

In der Weihnachtszeit werden wir mit einem Male panisch. 
Wir werden wach, denn ähnlich einer biologischen Uhr schlägt die Stunde der Endjahreszeit. 
Wir kennen die Indikatoren dieses Glockenschlags: Überall glitzert, duftet und klingt es.
Ein Spaziergang über den Weihnachtsmarkt verlangt uns einiges ab; hier duftet es nach Ofenkartoffeln und Bratwürsten, dort nach Waffeln, Crêpes, gebrannten Mandeln, Schokobananen und Glühwein. Dicht an dicht stehen wir mit Anderen, kaufen, knabbern, suchen und fühlen.
Wir sehen Dinge, Menschen, Waren, - Preisschilder; hören Weihnachtsklänge, Straßenmusiker und schrille Kaufhausmusik.
All dies vermischt sich zu einem wenig sinnlichen Brei und unsere Konzentration wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Zeit der Ankunft, der Advent, hat so wenig Besinnliches.
Und doch werden wir scheinbar unbewusst auf die Stille vorbereitet, wir verlangen nach Ruhe, nach dem 24. Dezember, wenn der Spuk vorbei ist und es uns mit einem Male beinahe lächerlich vorkommt, dass wir so umher eilten und uns von fremden Mächten treiben ließen. 

Doch vielleicht ist gerade das Teil des Sinneskarussells, das sich und uns alljährlich dreht.  

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