Thursday, December 1, 2011

Die Macht des Apfels

Unsere Welt ist eine schnelle. 
Wie ein System unsichtbar gesponnener Fäden, an denen wir gezogen werden; Pole, Magneten, die uns mal hierhin, mal dorthin ziehen, beinahe unvorhersehbar für uns selbst. 
Alltägliche Phänomene wie Rush Hour, Fast Food und Midnight Shopping kann man auch in Marburg beobachten. 
Es ist kein Zufall, dass all diese Bezeichnungen in Englischer Sprache sind, - unsere Welt wächst zusammen: Wir gehen in die Sneak-Preview, nicht etwa in die Überraschungsvorführung. Wir kaufen Coffee-to-go, keinen "Kaffee zum Mitnehmen". Wir leben in Apartments und Lofts, nicht in "großzügigen Wohnungen" oder "zu Wohnungszwecken umgebauten ehemaligen Industrieflächen". Googeln ist das Wort des Jahrzehnts. 
Regelmäßig stellen wir fest, dass die Zeit immer schneller vergeht. Sonntags langweilen wir uns trotzdem. 

Der Apfel kann alles. 
Ein steter Begleiter und Vorantreiber der Veränderungen, die wir erleben, ist die Technologie. Und gerade vor Weihnachten überstürzen sich jene Anbieter mit Angeboten, Sparvorschlägen und anderen unverbindlichen, vollkommen rationalen Argumentationen, die natürlich nur zufällig gerade jetzt ausführen, weshalb ausgerechnet dieses Handy zu Weihnachten unter den Baum muss. 

Ein Handy muss heute mehr können. 
Man geht damit jetzt auch ins Internet. 
Ins Internet, an diesen visuellen Ort, an dem meine Oma noch nie war. 
Man erledigt dort sein Online-Banking, man kann dort Fahrkarten kaufen und Zugfahrpläne checken.
Wenn man einen Vertrag mit einem Mobilfunkanbieter - ein Wort, das sicher bald ersetzt werden wird, durch ein anderes, schnelleres, englisches Wort - abschließt, sind viele Flats darin enthalten, Flats, damit man so viel ins Internet gehen kann und sich die Augen verdirbt auf den kleinen Bildschirmen. 

Das iphone ist nur eines dieser multifunktionalen Superhandys. 
Es ist vielleicht das multifunktionale Superhandy. 
Es kann alles
Das setzt voraus, dass man auch alles will. 
Aber wenn man schon dabei ist, guckt man dann eben via iphone im Internet, geht zu facebook, wo die eigenen Freunde visuell und digital in bester Bildqualität aufgelistet sind. Man postet, schreibt private messages und ist im Chat unterwegs. 
Die Welt, sie liegt in unserer Tasche. 

Und so sehr wir es kritisieren, so sehr fasziniert es uns auch. 
Wer es nicht mag, hat es nicht; - wer es hat, der wird es lieben. 
Eine typische und nachvollziehbare Argumentation der Apple-Vertreiber. 

Und kann es sein, dass sie Recht haben?

Ist das iphone - stellvertretend für alle ständig erneuerten Technologien dieser Welt - die Garantie für ein mondänes Dasein?
Oder doch eher die Innovation, die uns Utopien näher bringt?
Ist es das enfant terrible eines technologischen Zeitalters, das uns auch vollkommen isoliert noch glauben lässt, alles zu haben? 
Oder ist Qualität eine Tatsache, die man nicht leugnen kann? 
Haben wir bloß noch nicht erkannt, wie unglaublich gut und schnell es ist, dieses Apfelphone, das so vieles kann, und in sich das gesamte Universum trägt?
Haben wir noch nicht begriffen, wie wichtig es ist, immer und überall verfügbar zu sein?

Es gibt Trends, die nicht aufzuhalten sind, mag da der Ein oder Andere sagen. Trends, die zu Zuständen und Lebensformen werden. 
Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir alle mit Smartphones, Touchscreen und unzähligen Apps durch die Welt spazieren. 
Aber im Urwald sind wir aufgeschmissen. 


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Bildnachweis: apple: 
http://ilovemiphone.files.wordpress.com/2009/11/apple-wallpaper-for-iphone-4.jpg

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