Wednesday, January 11, 2012

2012 - Aussichten, Absichten und Einsichten

Die deutsche Kultur ist eine Zukunftskultur.
Oder viel mehr eine Kultur, deren Hauptaugenmerk auf der Zukunft liegt. 
Denn obwohl wir uns gern in nostalgischen Träumen verlieren und bekunden, dass damals alles besser war, zählen wir doch zu denen, die ihre gegenwärtige Zeit gern mit Zukünftigem verbringen. 
Wir planen gerne, halten Ausschau, wagen einen Ausblick; überlegen, vermuten, organisieren, verwerfen, - und werden überrascht. 

Denn auch wenn wir große Planer sind, letztlich kommt doch alles anders als wir es uns ausmalten. Das haben wir im letzten Jahr bemerkt.
Was gilt also für 2012?
Das neue Jahr hat schon längst begonnen, doch noch immer liegt ein großer Rest vor uns. 
Es ist das Jahr für "aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen", das Jahr der "internationalen Genossenschaften" und das internationale Jahr "der nachhaltigen Energie für alle".
Dafür brauchen wir jetzt schon Initiativen.
Die Dohle ist der Vogel des Jahres:
Das überrascht sie selbst. 
So gut für jeden Einzelnen der Start in dieses Jahr 2012 gewesen sein mag, für Einen bedeutet es schon jetzt ein recht miserables Dasein: unserem Bundespräsidenten, dem mächtigsten Mann in diesem Land, ist es seit geraumer Zeit ein wenig eng um den Hals. 
Wie eng es noch werden wird, wissen wir nicht genau. 
Wie eng es allerdings nur kurzzeitig sein kann, wenn Moral und gute Manieren eines Politikers unter die Lupe genommen und wieder vergessen werden, kann Karl Theodor zu Guttenberg erklären, der im letzten Jahr davon getrieben wurde, - und jetzt in der EU herumturnt. 
Der Mensch ist ein Komiker und kann sich nichts merken.

Wir fragen uns, welche Macht die Medien haben sollen, haben können, - haben dürfen. Und wer eigentlich unser kollektives Gedächtnis macht.
Um Macht ging es im letzten Jahr und um Macht wird es auch 2012 gehen; es wird um die Macht der Banken gehen, um die Macht des Euros, um US-Wahlen und um Weltuntergangstheorien.
Und um die Idee Europa


226 Jahre nach seinem Tod feiert
Friedrich der Große 

seinen 300. Geburtstag
Tote Menschen werden 2012 ihren 300. Geburtstag feiern, - darunter Friedrich der Große und Jean-Jacques Rousseau. 
Die Tagesschau wird 60 Jahre alt, und Caligula topt sie alle mit seinem 2000. Geburtstag. 
Der Mensch befindet sich schon sehr lange auf der Erde.

Die NASA plant eine Marslandung. 
Die slowenische Stadt Maribor ist Kulturhauptstadt 2012, gemeinsam mit Guimaraes in Portugal.
Die Dohle ist der Vogel des Jahres und sieht nicht danach aus.

Im Unklaren ist noch, ob es das letzte Jahr sein wird, das dieser Planet und die ihn besiedelnde Menschheit zu sehen bekommt. Gerüchte halten sich hartnäckig, genau so wie die Angst vor einem unvorhersehbaren Ende, das eine Hochkultur prophezeite, die seit Jahrhunderten nicht mehr existiert. Auch die Vergangenheit übt Macht über uns aus. 

Doch statt uns zu plagen mit der Frage, ob am 22. Dezember diesen Jahres tatsächlich die Welt untergehen wird, sollten wir uns viel eher von unseren Zwangsneurosen befreien. Weniger Zeit in der Vergangenheit und in der Zukunft verbringen, und der Gegenwart ein bisschen mehr Platz einräumen.
Auch für den Fall, dass 2012 die Welt untergehen sollte.

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