Thursday, January 19, 2012

Die Freiheit, die wir hatten

Der Mensch guckt gern nach vorne. 
Und er guckt auch gern nach hinten. 
Überlegt, was vergangen ist und welche Veränderungen kommen werden. 
Er plant und vergisst. 
Nur was geschieht, verfolgt er oft mit schwindendem Interesse. 
So kommt es, dass Geschichtliches passiert, ohne dass wir es wahrnehmen. 
Und rückblickend gerät das damals nicht Bemerkte im bunten Kaleidoskop der Geschichte zu einer Erinnerung, deren nostalgisches Begleitgefühl so hochromantisch ist, dass wir uns kaum sicher sind, ob es wirklich geschah. 

Die Vergangenheit wird besser, je weiter sie entfernt liegt. 
Und was im Augenblick des Moments geschieht, ist lästig. 

Das mag schwarzmalerisch daher kommen. 
Und es mag auch nicht immer stimmen. 
Und doch geschehen in diesen Tagen Dinge, deren tatsächliches Geschehen uns und unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen können und werden. 
Der Weltuntergang ist eine stellare Frage.
Der Untergang des Internet eine rechtliche. 

Das Internet ist in Gefahr. 
Ja, das Internet. 
Früher war es hier gefährlich, ein zwielichtiger Ort des allmöglichen Grauens.
Heute, jetzt, und morgen ist das Internet gefährdet. 

Und vielleicht ist die maximal greifbare Verwirklichung der Idee "Globalisierung", die das Netzwerk Internet zweifelsohne darstellt, schon bald nicht mehr. 
Denn immer mehr Seiten werden gesperrt, Zugriffe werden verweigert, Songs und Videos können nicht mehr abgespielt werden; und unsere Freiheit schwindet. 

Diese Freiheit, mag die GEMA argumentieren, die unzählige Videos auf youtube.com bereits sperrte, ist der Raub geistigen Eigentums bzw. intellektuellen Besitzes eines Dritten. 
Und es tun ihr viele ähnlich. 
Denn das Internet ist rechtliches Brachland. 
Ein Ort, der beinahe unbegrenzten Möglichkeiten. 
Sicherlich gefährlich, sicherlich mit versteckten Tücken. 
Und doch ein Ort unglaublicher Freiheit. 

Dass Wissen kenntlich gemacht wissen muss, wissen wir seit Karl-Theodor zu Gutenberg es vergaß. 
Dass Wissen nun auch gesichert und beschützt werden muss, werden wir vielleicht schon bald wissen; Internet-Lexika wie wikipedia.org werden durch Gesetze des US-Amerikanischen Senats in ihrem Bestehen bedroht. 
Und was unseren Alltag einfacher machte und auch etwas mit der Idee des globalen Miteinander zu tun hat, ist vielleicht bald Geschichte. Unser Leben wird an Qualität verlieren, denn das (freie) Internet ist Teil davon. 

Es wird begrenzt, Bereiche werden abgesteckt werden; und es wird wieder mehr kosten.  
Wissen wird noch mehr eine Frage des Geldes sein. 
Und irgendwann, - vielleicht in zwei, vielleicht in fünf, vielleicht in zehn Jahren - werden wir uns in tragischer Nostalgie daran erinnern, wie frei wir waren. 
2012, als das Internet uns noch verband und nicht voneinander trennte.
________
Bildquellen: www.gutefrage.ne
Die Bloggerin entfernt sich vom Inhalt dieser Seiten. 

No comments:

Post a Comment