Tuesday, March 20, 2012

Vom Wünschen

Das menschliche Leben besteht aus vielerlei Dingen.
Es besteht aus Thai-Food, aus Iphones, aus Jetlags und vielleicht aus ECTS-Punkten.
Aus den Lahnwiesen im Sommer und aus oberstädtischem Glatteis im Winter, es besteht aus Hochwasser im Frühling und aus Kastanienigeln im Herbst.
Es besteht aus anderen Menschen, aus Bekanntschaften, aus Enttäuschungen, aus Hoffnungen, aus Bestätigungen. 
Und aus Wünschen.

Aus Wünschen, die uns ein ganzes Leben lang am Leben halten, die uns antreiben, - und manchmal forttreiben.
Wünsche, die wir äußern, und die wir für uns behalten. 
Wünsche, die in Erfüllung gehen.
Und jene, die es nicht tun. 
Wir wünschen unmittelbar oder für lange Zeit, wünschen unüberlegt oder in fiebriger Vernunft.

Der Student, so könnte man vermuten, wünscht sich längere Ferien, wärmeres Wetter und eine Erlenring-Mensa, von der es nur ein paar Schritte bis zum Strand sind.
Dinge also, die er nicht beeinflussen kann, Dinge der Unmöglichkeit, denn Marburg liegt nicht am Meer. 
Deshalb wünscht sich der gemeine Marburger Student vielleicht eher, nach dem Studium der Geisteswissenschaften einen Job zu bekommen. 
Kein Ding der Unmöglichkeit, und doch eine Herausforderung.
Aber auch das wünscht er sich in diesen Tagen nicht.
 
Die wenigsten unserer Wünsche werden Wirklichkeit.
Würde man alle Wünsche, die ein Mensch in seinem Leben äußert, tatsächlich zählen, und würde man diese in erfüllte und unerfüllte Wünsche aufteilen, - so wäre das Ergebnis wohl ernüchternd.
Und doch schreckt es uns nicht ab; es hält uns nicht vom Wünschen ab. 
Auch, wenn wir größer und älter werden; auch, wenn der Satz: "Ich wünsche mir nichts, ich kann mir doch alles selbst kaufen" ab einem gewissen Alter immer häufiger fällt.
Und auch wenn die Statistik uns vermuten lässt, dass auch einige unserer zukünftigen Wünsche nicht erfüllt werden können. 

Der Marburger Student wird sich in diesen Tagen und in kommenden Semestern einiges wünschen; er wird von einer Lehre träumen, die nicht finanziell beschnitten ist, eine Lehre, deren Qualität konstant und hoch ist; eine Lehre, die weder Schauplatz politischer Interessen noch das vergessene Lieblingskind eines Bundeslandes ist.

Der Student wird von der Vergangenheit träumen, vom Wintersemester 2011 / 2012 vielleicht, als die Mittel und die Möglichkeiten einer guten Lehre noch bestanden.

Von Bitterkeit begleitet ist der Gedanke an die Zeit, die nun kommen mag; denn auch wenn es Sommer wird, verschwindet doch gerade jetzt die finanzielle Sicherheit, die das Leben hier so schön machte. 
Der Marburger Student denkt an die Liste erfüllter und unerfüllter Wünsche und fragt sich, in welche Sparte wohl die durch Mittelkürzungen entstandenen Wünsche einer guten Lehre und guter Lehrbedingungen fallen werden. 

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