Thursday, April 19, 2012

Mit Kek Lang im Wohnzimmer Teil II

Pina Bausch war schon hier, hier, in diesem Wohnzimmer.
Wie wir hat sie hier gesessen, hat gestaunt und gelauscht, und gelacht, denn so wehleidig, traurig und ergreifend die Lieder der Familie Kek Lang sein mögen, so herzlich und voller Freude über unser Kommen sind doch ihre Gesichter.
Ein Lied nach dem anderen singen sie und ein jedes ist ein Geschenk.

Und während wir dort sitzen, erscheint uns unsere Arbeit immer unwirklicher, denn so viel Zeit haben wir schon mit Warten verbracht, und nun erleben wir intensive Momente, die wir kaum beschreiben können. 
Unser verzweifeltes, hochschulgepoltes Strukturdenken, unsere Suche nach der Theorie in der Praxis, - das alles erscheint uns mit einem Male überflüssig, pedantisch, und wir müssen über uns selbst lachen. 
Denn der Inhalt unserer Studien ist der Mensch, und der Mensch wird erst zum Menschen durch die Begegnung und den Kontakt mit anderen.
Beinahe lächerlich scheint da der Gedanke, Konstrukte zu erstellen und ernsthaft mit angestrengtem Gesicht und sich runzelnder Stirn über das nachzudenken, was sich nur in der Begegnung offenbart.

Wir sind verzaubert.
Mit jedem neuen Lied, mit jedem Lächeln, mit jeder Antwort auf die Fragen, die wir stellen.
Diese Fragen, die zunächst auf Französisch übersetzt werden und von Marika auf Ungarisch übersetzt werden, sind schon gar nicht mehr so wichtig. 

Denn so groß die Sprachbarriere zwischen diesen Menschen und uns, den anderen Menschen, sein mag, so gering ist sie doch jetzt, in diesem Moment, in dem wir hier sind und in dem wir spüren, was Leben für sie bedeutet. 

Ethnologen sind Menschen, die sich in anderer Menschen Wohnzimmer setzen, ihre Kamera auspacken, und Lieder aufnehmen. 

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