Sunday, April 15, 2012

Musik, Schnaps und fehlende Worte


Ethnologen sind Menschen, die wissen, wo und wie man beginnt.
Da wir uns noch in der Ausbildung befinden, brauchen wir ein wenig Zeit, - ewas mehr Zeit, als wir selbst dachten. 
Und so wälzen, verwerfen und nehmen wir in den kommenden Tagen Fragen und Gedanken auf, und treffen immer wieder ungarische Musiker und Anthropologen, um mit ihnen unserem Thema näher zu kommen. Sie halten kleine Reden, erklären uns die Instrumente, die sie mit sich tragen, spielen auf ihnen, wir stellen Fragen und erhalten Antworten, die neue Fragen und Gedanken auslösen.
Ungarn unlimited: Länderkunde spezial
Wir sind gefangen in einem Netz von Vermutungen, Bestätigungen und falschen Vorstellungen; Begeisterung löst Ratlosigkeit ab und so schön die Abende doch sind, an denen wir diskutieren, singen, trinken, so kopflastig und theoriebeladen sind wir doch zur gleichen Zeit. Die Qualität unseres Ungarisch ist nach wie vor von bescheidener Natur und so nah wir der Kultur sind, so groß ist doch die Sprachbarriere. 
Ein Tablett mit Schnaps geht um und wir husten und lutschen Bonbons.
Als wir uns auf den Heimweg machen, verlaufen wir uns; irgendetwas haben wir uns anders vorgestellt.

Doch all die Irrungen und Wirrungen theoretischer Anschauungen und großer Überlegungen enden am kommenden Samstag, dem Tag, an dem wir uns auf den Weg ins tatsächliche Feld machen. 

Unser Feld liegt in Nyirbator, einer ost-ungarischen Kleinstadt nahe der Grenze zu Rumänien.
Dort, so verriet man uns, gebe es nicht nur viele Gipsies, dort sei es auch kalt, unter 0 Grad, einen Drachen habe man einst getötet, in Nyirbator.
Wir können uns nichts von all dem vorstellen; es ist, als versuche man, sich einen schwarz-weiß-Film in Farbe vorzustellen.
Deshalb warten wir auf den Moment, warten mit unseren Fragen auf Antworten.  
Mit einem rumpelnden Intercity verlassen wir Budapest und rauschen über Dörfer, Städte, Wiesen und Felder, durchqueren die halbe Republik, sehen die Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen einer Hauptstadt und den Dörfern.
Die Fragen in unseren Köpfen stehen in unseren Feldnotizen an oberster Stelle und manchmal wundern wir uns über das, was geschieht.

Denn wir sind nun die Menschen aus den Büchern, die in die Kultur eintauchen, die suchen und versuchen, die Fragen stellen, die entdecken, und die manchmal scheitern.  

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